Anschlag im Jemen: Göttinger Kai Stietenroth von Al Qaida getötet
Opfer eines Selbstmordanschlags im Jemen: Der Göttinger Tropenmediziner Kai Stietenroth auf einer seiner Weltreisen.
Reisen, fremde Menschen, exotische Kulturen, helfen, wo ein Arzt nur helfen kann – das war sein Leben. Das brachte ihm auch den Tod. Kai Stietenroth, 42 Jahre alter promovierter Tropenmediziner aus Göttingen, ist eines der mehr als 50 Opfer eines Selbstmordanschlags der Terrorgruppe Al Qaida in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa.
Göttingen/Sanaa
Am Donnerstag starb der Göttinger bei einem Einsatz als Leiter des Gesundheitsprogramms der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).
Stietenroth hat in Göttingen studiert und 2002 mit einem tropenmedizinischen Thema an der Universitätsmedizin promoviert. Doch er wollte nie als niedergelassener Arzt oder an einer Klinik arbeiten. Er wollte in jenen Ländern helfen, die er so gern bereiste.
Das hat er als Freiwilliger in verschiedenen humanitären und Entwicklungshilfeorganisationen getan, zuletzt als Leiter des GIZ-Gesundheitsprogrammes im Jemen. Zuvor war er bei Ärzte ohne Grenzen oder für die Vereinten Nationen im Einsatz. Indien, Sudan, Afghanistan, Pakistan, Bangladesch – so seine beruflichen Stationen.
Doch der Göttinger war nicht nur als Mediziner, spezialisiert auf Public Health (öffentliche Gesundheit), sondern auch als Fotograf und Journalist tätig. In verschiedenen Zeitschriften publizierte er über reise- und tropenmedizinische Themen. Oder er organisierte Multivisions-Shows über seine Reisen.
„Mythos Timbuktu“
Seine ganze Liebe galt eben diesen teils viele Monate dauernden Reisen. Ein ganzes Jahr lang durchquerte er den afrikanischen Kontinent. Per Fahrrad überquerte er auf dem Karakorum-Highway in bis zu 4800 Metern den Khunjerab-Pass, den höchsten Weg zwischen Pakistan und China.
Schon im Jahr 2000 war er auf der Transasia unterwegs – von Europa nach Sydney mit dem Motorrad. Seine letzte Reise stellte er unter den Titel „Mythos Timbuktu“, als er mit einem internationalen Team auf die Originalroute der ersten Saharaforscher ging.
Stietenroth hat diesen Faible für Fernreisen weitergeben wollen. In Göttingen organisierte er seit zehn Jahren das Fernwehfestival, eine Messe für Globetrotter. Am 18. und 19. Januar soll im zentralen Hörsaalgebäude der Uni das elfte Festival stattfinden. Fotografen, Journalisten und Abenteurer aus ganz Deutschland treffen sich dort, um eine Plattform für ihr Hobby oder ihre Profession zu finden.
Der Gründer und Hauptorganisator des Festivals wird dann fehlen. Am Donnerstag starb er an der Seite zweier GIZ-Kollegen beim Angriff auf das jemenitische Verteidigungsministerium. „Wir sind zutiefst betroffen von diesem Verlust“, sagt Tanja Gönner, Vorstandssprecherin der GIZ. Den Angehörigen – Stietenroth stammt aus Goslar und hat viele Freunde in Göttingen – spricht Gönner tief empfundenes Mitgefühl aus.