Teil 1 – 1975 bis 1999
Liebe Forumgemeinde,
am 10. Oktober 2015 wird der Goslarer Kaiserring zum 40. Mal verliehen. Preisträger ist in diesem Jahr der ukrainische Fotograf Boris Mikhailov.
Anlässlich des Jubiläums wollen wir einen Blick auf die Anfänge und die Entwicklung des Goslarer Kaiserringes werfen. 1974 entstand durch den Goslarer Unternehmer Peter Schenning die Idee, einen (undotierten) Kunstpreis an zeitgenössische Künstler zu vergeben. Ein Goldring mit dem Siegel des deutschen Kaisers Heinrichs IV, in Aquamarin graviert, sollte es sein. Bis zum heutigen Zeitpunkt wird der Kaiserring von dem Worpsweder Goldschmied Hadfried Rinke hergestellt. Ebenfalls 1974 wurde der Verein zur Förderung moderner Kunst (VfK) gegründet. Die ersten Ausstellungen fanden in der „Junior-Galerie“ innerhalb des von Schenning gegründeten Junior-Werkes statt. 1978 übernahm der VfK das Mönchehaus, in dem sich bis dahin ein Forst- und Jagdmuseum befand, von der Stadt Goslar und richtete es als Museum für moderne Kunst ein. Die Idee, dem historischen Stadtbild Goslars etwas Modernes entgegen zu setzen, ging auf. Die (nicht nur) von den Preisträgern gefertigten und in der Stadt aufgestellten Kunstobjekte bilden einen reizvollen Kontrast zum mittelalterlichen Flair der Kaiser- und Weltkulturerbestadt.
Bild 1 – Erster Kaiserringträger wurde 1975 der englische Bildhauer Henry Moore (1898 – 1986). Seine 1973 entstandene Skulptur, nachträglich in „Goslarer Krieger“ umbenannt, befindet sich im Garten hinter der Kaiserpfalz. Das Detailfoto entstand im Mai 1995.
Bild 2 – Der Preisträger des Jahres 1977 hieß Alexander Calder. Genau wie sein Vorgänger Max Ernst erlebte der 1898 geborene Künstler aufgrund seines Todes am 11. November 1976 die Verleihung nicht mehr. Den Preis nahm seine Witwe entgegen. Viele Jahre stand im Garten des Mönchehaus-Museums sein Kunstwerk „Trèspied rouge et noir“. Die Aufnahme des Mobilés entstand im Oktober 1995.
Bild 3 – Victor Vasarely (1908 bis 1997) war 1978 bereits der 4. Kaiserringträger. Auch er ist in Goslar mit einem seiner Werke vertreten. Sein „Hexagon-S“ war zunächst im Hof des Neubaus der Stadtverwaltung an der Charley-Jacob-Straße aufgestellt. Anschließend befand es sich viele Jahre im Garten des St.-Annen-Hauses; heute ist das Kunstwerk im Skulpturengarten des Mönchehauses zu sehen. Auf dem Foto vom Mai 1996 steht das Hexagon noch an seinem ersten Standort.
Bild 4 – Der 1980 designierte Schweizer Künstler Jean Tinguely lehnte die Annahme des Ringes wegen angeblich damit verbundenen Marketinginteressen seitens der Stadt Goslar ab. Die bunt gestalteten Absagebriefe waren im Frühjahr 2013 im Rahmen der großen Kaiserring-Ausstellung im Mönchehaus-Museum am Rosentor zu sehen. Seine Ablehnung des Preises hatte Tinguely (1925 – 1991) in späteren Jahren zutiefst bedauert.
Bild 5 – Preisträger des Jahres 1983 war der 1930 im mecklenburgischen Wendorf geborene Künstler Günther Uecker. Seine im selben Jahr entstandene Installation „Gefährdung und Schutz“ war viele Jahre im zum Mönchehaus gehörenden „Klösterchen“ in dessen Erd- und Kellergeschoss zu sehen. Die beiden Fotos aus dem Jahr 1985 zeigen die im Erdgeschoss aufgebaute „Kalkmühle“ sowie die im Kellergewölbe befindlichen und derzeit nicht zugänglichen Holzpflöcke.
Bild 6 – 1990 erhielt Anselm Kiefer den Goslarer Kaiserring. Von dem 1945 in Donaueschingen geborenen Maler und Bildhauer existiert in einem zum Mönchehaus-Museum gehörenden Nachbarhaus seine über 2 Etagen gehende Installation „Johannis-Nacht“. Im Zuge der Umbauarbeiten des gesamten Hauses 2013/14 bekam das Werk ebenfalls eine Restaurierung. Die Wiedereröffnung des Mönchehaus-Museums am 28. Juni 2014 war gleichzeitig der Beginn einer großen Anselm-Kiefer-Ausstellung. Das Detailfoto der „Johannis-Nacht“ entstand im Kellergewölbe und zeigt den Teil, der 1990 auch Gegenstand des Ausstellungsplakates war.
Bild 7 – Als erste Frau wurde 1992 die in Michelstadt geborene Künstlerin Rebecca Horn mit dem Kaiserring ausgezeichnet. Im Apostelzimmer des Mönchehauses ist ihre 1997 entstandene Installation „Yin-Yang-Konferenz“ zu sehen.
Bild 8 – Kaiserringträger des Jahres 1996 war der 1930 in Tel Aviv geborene KünstIer Dani Karavan. Von ihm existiert das bis dato letzte Kunstwerk, das Einzug in den öffentlichen Raum der Stadt Goslar fand. In den Judenteichen im Bereich des Zwingers wurde im Mai 2000 die zweiteilige Installation „Brücke“ realisiert. Das entsprechende Bild habe ich im Frühjahr 2002 aufgenommen.
Bild 9 – Die amerikanische Künstlerin und Fotografin Cindy Sherman, geboren 1954 in New Jersey, erhielt den Kunstpreis 1999. Mein Repro zeigt ein Selbstbildnis der Preisträgerin aus dem Jahr 1981.
Weitere Preisträger, auf die ich hier nicht näher eingehe, waren Max Ernst, Joseph Beuys, Richard Serra, Max Bill, Willem de Kooning, Eduardo Chillida, Georg Baselitz, Christo, Gerhard Richter, Mario Merz, Nam June Paik, Roman Opalka, Bernd & Hilla Becher, Cy Twombly, Franz Gertsch und Ilya Kabakov.
(wird fortgesetzt)
Herzlichst Maxe 27