Wir wollen unsere Gose wiederhaben!
Für "Goslarer Geschichten" von Heide-Gerda Pohl, Augsburg
Achtung, Fotos Fehlen (noch)
Liebe "Goslarer Geschichten"-Gruppe!
Ich habe große Lust noch einmal Dampf abzulassen zum Thema Gose, weil es mich schon lange ärgert, was hier seitens der Stadt und des Bergamtes für ein
Vermarktungsblech verzapft wird und weil Ihr das Thema auch auf dem Tisch habt:
Die Gose darf ab Theresienhof nicht mehr Gose heißen, obwohl sie nachgewiesen mehr Wasser führt als die Winter nebst Abzucht und außerdem Forellen, Quappen
und Wasseramseln Lebensraum bot. Üblicherweise überträgt immer der wasserreichere Fluss seinen Namen, und das ist nun mal die Gose.
Die stinkige Abzucht war nur von ekligen Schlammwürmern besiedelt und ist nur eine bleiverschlammte Stollenentwässerung im Bereich des Roederstollens und kein
Naturbach. In ihrem miesen Spülwasser haben wir damals im Herzberger Teich auch noch gebadet! Die Namen der schönen Winter ab Herzberger Teich und der Gose
ab Theresienhof wurden aus bergmännischem Interesse einfach ausgelöscht.
Die ganze Oberharzer Wasserregal existiert ja bloß wegen der Notwendigkeit tiefliegendes Sohlen- und Stollenwasser abzuleiten - so ist das auch bei der Abzucht. Wo käme die denn
sonst vom Berg gesprudelt??? Warum ich das weiß und behaupte? Ich wuchs neben dem Theresienhof auf und kannte 24 Jahre lang jede Biegung der Winter bis zum Quellgebiet
hinter dem Herzberger Teich! Es existiert KEIN nennenswerter seitlicher Zufluss in die Winter außer dem Mini-Quellchen am Kinderbrunnen! Warum heißt das Tal denn Wintertal und
nicht Abzuchttal? Und wir glauben diesen Profitbetrug auch noch!
Was ist doch "Abzucht" ein entsprechender Name fiür einen verseuchten Giftbach - erinnert vom Wortklang her fatal an alles mit "Zucht" und Abzocke, was dem Erzabbau und der Stadt
allerdings mehrmals widerfahren ist - deshalb wurden sogar die außerhalb liegenden Klosteranlagen (Georgenberg, Petersberg, Bergedorf) vom Goslarer Rat in Asche gelegt!
Zwischen Wollwarenfabrik und der frei fließenden Gose bis zur Kleinen Steinbrücke beim Forsthaus kannte ich einen häßlichen betonieıten Graben, der kein Wasser mehr führte und
zugewachsen war. Im Foto ist noch eine Grabenbrücke zu erkennen. Wo soll denn der "saubere" Gosegraben weiter verlaufen sein? Auf Ottmers Grundstück gab es keinen Graben! "Unter Tage"
zum Feuergraben?
Die Gose unterfließt zwischen Rammelsberger Straße und Feuergraben (wo sich früher das Ottmers'sche Sägewerk befand) die Straßenführung und bleibt hinter den Häusern
der oberen Bergstraße und der Clauskapelle für Fußgänger unsichtbar, speist ein bisschen den Grabenpark des Kaiserhauses und durchbricht frei fließend am Liebfrauenberg die Stadtmauer, bis sie
am Wasserloch wieder austritt. Diese verborgene Strecke müsste mal jemand in Gummistiefeln abgehen. Ein Plattengraben führt ab Ecke Clauskapelle bis zum Steinmetz Plateo. Am Gr. Heiligen
Kreuz und Museum fließt die Gose frei. Straßennamen: Gosewinkel, An der Gose alles nur erlogen?
In der Heimatkunde lemten wir 1949 hocherfreut die eindrucksvolle Bekanntmachung der alten Stadtausrufer:
"Hiermit wird bekannt gemacht, dass niemand in die Gose kackt, denn morgen wird gebraut."
Das Gosebräu hatte guten Ruf damals. Das dürfte wohl fiir die stinkige Abzucht nicht gegolten haben, oder? Wann wurde die Bezeichnung "Abzucht" erstmals dokumentiert - das müsste doch in
alten Bergunterlagen zu finden sein, die haben ja ihre Kunst und Not schon früh dokumentiert! Wahrscheinlich halten sie ihre alte Schande gerne geheim! Es schüttelt mich, wenn ich auf Stadtplänen
überall Abzucht lesen muss!
Es wirkt auch ausgesprochen merkwürdig, dass der "Kinderbrumıen" als Sterbeort der Gosa im Wintertal liegt. Jeder Goslarer unterscheidet den Herzberg vom Sudmerberg, die Gelmke von der
Trülleke, den Blauen Haufen vom Taternbruch - und dann glauben alle diesem bergmännischen Hirnschaden! Schöne Grüße vom Eulenspiegel!!! Warum heißt die Stadt wohl Goslar = Gose-Lager?
Es war ursprünglich ein Jagdlager der alten Wanderkaiser an der Gose bzw. in den Sümpfen der Gose. Was sagte denn Hans Griep dazu - oder beschäftigte er sich nur mit Gebäuden? Ich befürchte,
einige Goslarer hatten schon vor gefühlten 1000 Jahren einen gelinden Vitriolschaden wie später die armen Oker'schen Hüttenkinder mit ihren Vergiftungskrankheiten.
Unsere Stadt trägt folglich ihren Namen zu Unrecht, was mich zum überfalligen Antrag verleitet Goslar (Gose-Lager) in ABZUCHTHAUSEN umzubenennen. Das wäre ein weltweit einmaliger
Name für eine überfällige Richtigstellung! Weg mit falscher Nostalgie! Am besten benennen wir den Rammelsberg auch gleich um in VITRIOL-HAUFEN - weil es doch wahr ist! Wieso hat anno
dazumal nicht mal der klug-bissige Hillebille diesen Wahnsinn angeäppelt?
Nachdem schon oft -je nach politischer Wetterlage - Straßen, Plätze und sogar Städte (Karl-Marx-Stadt, Leningrad, Eisenhüttenstadt..., Lutherstadt Wittenberge) umbenannt wurden, müsste diese
überfällige Korrektur bei etwas gutem Willen locker umzusetzen sein und die Wahrheit hätte endlich Vorfahrt! Leute, denkt doch mal logisch!
Um alte Gosehotels etc. aufzufinden, braucht ihr notfalls bloß im Katasteramt zu forschen und alte Messtischblätter über Bachverläufe und Gemarkungen zu studieren! In den alten Bergkalendem steht
manch Interessantes drin, allerdings dieses verflixte Gose-Problem wahrscheinlich auch nicht...
Lasst uns ein Bürgerbegehren starten:
Wir wollen unsere Gose wiederhaben!
Das würde für Schlagzeilen sorgen und dem Tourismus vielleicht unter die Arme helfen!
Schilda lässt grüßen!